Fantastische Jungs
Gay Fantasy Geschichten
E-BOOK und Taschenbuch bei Amazon.de
auch bei anderen Online-Buchhändlern, zum Beispiel Thalia oder Hugendubel, sowie bei Google und Apple
Fantasy-Erzählungen, erotisch, romantisch, bewegend – und gewürzt mit einer Prise Humor.
Junge Männer geraten aus ihrem ganz gewöhnlichen Alltag in fantastische Parallelwelten und müssen sich plötzlich als Helden bewähren.
Die Herausforderungen sind enorm, doch der Einsatz lohnt sich, denn es geht um die große Liebe!
Inhalt :
Vanillestab und Nougatblume
Stärker als der Tod
So weiß wie Milch
Das Herz des Seedrachens
Leseprobe aus:
Tilman Janus: Fantastische Jungs
Copyright Tilman Janus, Berlin 2012
Vanillestab und Nougatblume
Ich lag vollkommen nackt am Strand. In Augenhöhe zogen sich die Sandwellen hin. Millionen, Milliarden durchsichtiger, blassgelber oder bräunlicher Körnchen waren zu Miniaturdünenketten aufgehäuft. Ich blinzelte durch die halb geschlossenen Lider über dieses sonnenglitzernde Zwergengebirge hin und genoss die Hitze. Die Vormittagssonne auf dem Rücken und die Glut des Bodens an Brust, Bauch und Schwanz schlossen meinen Körper ein wie ein Sandwichgrill. Eben noch war ich im klaren, türkisfarbenen Meer geschwommen, und danach hatte ich mich einfach ohne Handtuch in den Sand geworfen und ließ mich trocknen.
Es war herrlich, nackt vom Meerwasser umspielt zu werden oder völlig unbeobachtet am Strand zu liegen und sich alle Freiheiten zu erlauben. Diese kleine, abgelegene Meeresbucht an der Westküste von Korsika wurde offenbar nur sehr selten von Urlaubern entdeckt. Doch ich hatte das idyllische Fleckchen Erde aufgespürt.
Träge dachte ich an zu Hause, an Nürnberg. Da mussten sich meine Kollegen in der Entwicklungsabteilung unserer Spielzeugfabrik abplagen, um dem Chef (meinem Vater) und dem Juniorchef (meinem älteren Bruder) geniale Ideen zu liefern. Die beiden behandelten mich immer noch wie einen Azubi, mich, einen Vierundzwanzigjährigen! Aber das erschien jetzt weit weg. Ich wühlte mich wohlig noch etwas tiefer in den warmen Sand. Welche Männer würde ich im Urlaub kennenlernen? Wer würde mich zärtlich beglücken oder sich von mir verwöhnen lassen? Der junge Tennisspieler, der mich am Morgen im Hotel so freundlich gegrüßt hatte? Oder der nette, dunkelhaarige Typ an der Rezeption? Meine Männlichkeit begann in der Hitze langsam zu wachsen.
Eine leichte Bewegung, die ich nur aus dem Augenwinkel wahrnahm, unterbrach meine lustvollen Gedanken. Vielleicht ein zusammengeknülltes Stück Papier, vom milden Seewind herangeweht.
»Sei gegrüßt!«, sagte eine sehr feine Stimme.
Ich hob den Kopf und blickte mich um, doch die felsumschlossene, malerische Strandbucht war immer noch menschenleer.
»Hier bin ich doch! Direkt vor dir!«, hörte ich wieder das Stimmchen, dieses Mal etwas ungehalten. Irritiert fixierte ich das Etwas vor meiner Nase.
»Na, endlich siehst du mich!«, tönte es.
Verblüfft riss ich die Augen auf. Dieses bunte Nichts, dieses vermeintliche Stück Papier war allen Ernstes ein Lebewesen! Ein winziger Jüngling, gerade so groß wie die Ritterfiguren aus Kunststoff, die ich für unsere Firma entworfen hatte! Und er saß auf einem lebendigen, bunt aufgezäumten Miniaturpferd von höchstens sechs Zentimetern Widerristhöhe.
»Nun starr mich nicht an, als wäre ich vom Mond gefallen!«, fauchte das kleine Wesen missbilligend. »Komm endlich! Es ist so heiß hier, dass ich nicht viel Lust habe, eine Ewigkeit in dieser Wüste herumzustehen.«
Ich versuchte, einen Satz zu artikulieren, doch es gelang mir nicht. »Du … da … wer …«, konnte ich nur stammeln.
Der Kleine verdrehte die Augen.
»Das erkläre ich dir später. Steh auf und komm!«
»Ich – soll – mit – dir –« Ich war immer noch halbwegs sprachlos.
»Mir hatte auch jemand vorgeschwebt, der nicht so lahm ist wie du. Aber wir haben keine Wahl. So viele Leute von deiner Sorte kommen nicht hierher in diese abgelegene Bucht. Du bist doch schwul?«
»Ja!«, rief ich ohne Zögern. Das war endlich eine Sache, die ich begriff.
»Wenigstens das ist also in Ordnung«, murmelte der zwergenhafte Reiter. »Ich hoffe, du stellst dich später ein bisschen klüger an als jetzt.«
»Wobei soll ich mich denn klug anstellen?« Ich hatte mich ein klein wenig von meiner Verwirrung erholt.
»Wir brauchen deine Hilfe.«
»Und wer ist ‘wir’?«
»Prinz Íngraban und unser Volk. Beeil dich jetzt!«
Hilfsbereit war ich immer, und wenn sogar ein Prinz auf mich zählte, konnte ich unmöglich nein sagen.
»Wie heißt du eigentlich?«, fragte ich noch, indem ich aufstand.
»Ánil. Du könntest mich und Bergsturm ein Stück tragen, bitte, dann erspare ich mir den staubigen Ritt zurück durch den Sand.«
»Sehr gerne!« Bestimmt würde es faszinierend sein, dieses kleine, männliche Wesen in den Händen zu halten. »Ich will mich nur schnell anziehen. Mein Name ist übrigens Valentin.«
Mein Name schien Ánil ziemlich gleichgültig zu sein.
»Wir haben keine Zeit zu verlieren. Du kannst bei uns neue Sachen bekommen, die besser aussehen als dieser Plunder hier.« Er stocherte mit einer kleinen Lanze, die er in der Rechten trug, leicht angewidert in meinen Markenjeans und dem Designerslip herum, die ich über meinen Rucksack geworfen hatte. »Aber fass den Bergsturm vorsichtig an! Er ist kitzlig am Bauch.«
»Wenn du meinst, dass dein Prinz mich so nackt und sandpaniert akzeptiert – bitte!«, warf ich ein. Ich nahm behutsam das Minipferd mit dem winzigen Reiter in die Hände, spürte das weiche Fell des weißen Hengstes und streichelte ihm zaghaft über die Kruppe. Die kleine Bestie wieherte kampflustig und schlug mit den Hinterhufen nach meinen Fingern aus.
»Du hast ihn irgendwo zu sehr gedrückt!«, tadelte Ánil. »Vorsichtiger!«
Ich seufzte. »Du meinst wirklich, dass ich der Aufgabe gewachsen bin, die ich lösen soll? Obwohl ich nicht einmal dein Pferd richtig anfassen kann?«
»Das bezweifle ich auch langsam. Aber Prinz Íngraban entscheidet das, nicht ich. Ich bin nur sein Berater. Jetzt los, immer auf die Felswand zu, dahin, wo das Gestein etwas dunkler schimmert.«
Inzwischen mehr neugierig als verwirrt, gehorchte ich widerstandslos. Ich trug den wütend schnaubenden Miniaturhengst samt dem hoheitsvoll im Sattel sitzenden Reiter über den sonnenheißen, menschenleeren Strand zur Bergwand. Wir waren bereits in den schmalen Schatten des Felsens eingetaucht, da kam mir ein neuer Gedanke.
»Sind dein Prinz und alle anderen aus deinem Volk eigentlich auch so klein wie du?«, fragte ich.
»Ja, was denn sonst«, gab Ánil ungnädig zurück.
»Wie wollt ihr mich dann einkleiden?«, erkundigte ich mich spöttisch.
Ánil lachte nur kurz auf. »Mach dir darum keine Gedanken! Setz mich jetzt bitte hier auf den Boden. Puh! Die Hitze war wirklich scheußlich an eurem Strand. Wie hältst du das aus, in dieser Sonne auch noch zu braten wie ein Steak?«
»Ich bin in Urlaub. Im Urlaub legt man sich in die Sonne, um braun zu werden. Zu Hause sehen dann die Freunde und Kollegen an der Bräune, was für weite, schöne und teure Reisen man sich leisten kann.«
Ánil schüttelte verständnislos den Kopf. Ich hockte neben ihm und bemerkte, dass seine feine Haut hell war wie kostbares Biskuitporzellan. Das leicht lockige, nicht zu kurze Haar war schwarz mit kleinen, dunkelbraun und heller braun aufleuchtenden Strähnen, und er trug es irgendwie faszinierend wild und zugleich sehr gepflegt. Der zierliche Körper des jungen Mannes war mit einem sorgfältig genähten, eng anliegenden, einteiligen Seidenanzug nebst passenden Handschuhen und Schuhen bekleidet, alles in leuchtendem Rot und Gelb gehalten. Ich ertappte mich dabei, dass mein Blick über die winzige Wölbung zwischen den schlanken, seidenverhüllten Schenkeln tastete. Wie süß wäre das – dieses Schwänzchen steif im Mund zu haben! Wie viel da wohl herauskäme? Ob man das überhaupt schmecken würde?
Jetzt saß Ánil von seinem Schimmelhengst ab. Er reichte mir wirklich kaum bis an den Fußknöchel. Aus seinem rotgelben Wams zog er ein helles Beutelchen, öffnete es, entnahm ihm mit den behandschuhten Fingern etwas weißes Pulver und streute es auf meinen nackten Fuß. Schlagartig fühlte ich einen starken Schwindel. Die Landschaft begann sich um mich zu drehen, schneller und schneller. Ich versuchte aufzustehen, schwankte, griff vergeblich nach einem Halt. Während ich noch registrierte, dass ich zusammensackte wie ein nasser Lappen, wurde mir schwarz vor Augen.
Sekunden später kam ich – auf dem felsigen Boden liegend – wieder zu Bewusstsein. Vor mir stand ein schöner, schwarzhaariger junger Mann, vollkommen in rotgelbe Seide gewandet. Bestimmt war er nicht älter als zweiundzwanzig. Seine großen Augen leuchteten wie blaue Sonnen, und die wohlgeformten, männlichen Schmuckstücke zwischen den Schenkeln zeichneten sich unter dem dünnen Stoff jetzt sehr deutlich und enorm reizvoll ab.
»Ánil! Du bist ja plötzlich so groß wie ich!«, rief ich begeistert. Eine so hübsche Urlaubsbekanntschaft übertraf alle meine Erwartungen.
»Dann sieh dich mal ein bisschen um«, erwiderte Ánil spöttisch.
Verdutzt sah ich da einen mächtigen Schimmelhengst, der mich von oben herab feindselig anstarrte. Die Felshänge waren unvermutet in den Himmel gewachsen, das Mittelmeer rauschte in weiter, weiter Ferne, und dazwischen wogte ein riesiger, hitzeflirrender Sandozean. Die Sandkörner waren so groß wie meine Zehen, das Geröll am Fuß der Bergwand bestand aus gewaltigen Steinbrocken. Entsetzt sprang ich auf, drehte ich mich im Kreis und stieß mit dem Kopf an eine Art weichen Baumstamm – einen vertrockneten Grashalm.
»Hilfe!«, ächzte ich. »Hiiiiil-feee!« Ich rannte so nackt und winzig, wie ich nun war, zurück in die Wüste, stolperte über die Sandbrocken, stürzte, fiel aufs Gesicht, spürte die glühend heißen, scharfkantigen Quarzkristalle auf der Haut und schrie zum Steinerweichen.
Der Huftritt des Hengstes kam näher.
»Mach nicht so ein schauriges Theater!«, befahl Ánil streng. »Steh auf und setz dich hinter mich aufs Pferd!«
Zitternd hob ich den Kopf.
»Wie konntest du – wie konntest du das tun?«, jammerte ich. »Und dann noch, ohne mich vorher zu fragen!«
Ánil schnaufte verächtlich.
»So weit käme es noch, dass man jeden erst fragt. Da würde nichts werden auf dieser Welt. Du bekommst ja später deine alte Größe wieder.«
»Wirklich?«
»Bei Manamána, ja doch, und nun steig endlich auf! Du kostest mich so viel Zeit und Nerven wie überhaupt noch niemand bisher.«
Schicksalsergeben stand ich vom Boden auf. Nach einigen vergeblichen Versuchen gelang es mir, mich rittlings hinter den Sattel auf die Pferdekruppe zu setzen. Da spürte ich an meiner Front, an meiner nackten, zerschrammten Haut Ánils seidigen Körper! Eine tröstliche Seligkeit überkam mich. Ich umklammerte den wunderbaren jungen Mann, roch den Duft seines schönen Haars und schmiegte mich dicht an seinen Rücken, so dicht, dass mein nackter Schaft hart wurde und sich fest an Ánils knackigen Hintern drückte.
»Nimm bitte deinen geilen Schwanz von mir weg!«, sagte da mein wundervoller Reiter. »Ich habe keine Lust, meinen Anzug zu wechseln, nur weil du mich mit deinem klebrigen Saft vollkleckerst.«
Beschämt erwiderte ich: »Es gibt gar keinen Vorsaft bei mir. Ich bin immer ganz trocken.«
»So, wirklich?« Ánil lachte amüsiert auf. »Vielleicht neigst du aber zum schnellen Abspritzen?«
»Nein, nie!«, beeilte ich mich zu versichern.
»Also gut, dann bleib meinethalben so, wenn’s dir Freude macht. Aber sitz still! Der Bergsturm hat so schon genug an uns beiden zu schleppen, wenn es jetzt bergauf geht.«
***
Eine volle Stunde lang musste Bergsturm seine doppelte Last ziemlich rasch einen schmalen Saumpfad hinauftragen. Immer wieder lenkte Ánil ihn durch winzige Felsspalten, vorbei an gefährlichen, viele Zentimeter tiefen Abgründen und über wenige Millimeter breite Felsgrate. Ich schloss häufig schaudernd die Augen. Mit einem einfachen Schritt hätte ich früher diese Schlünde überqueren können – früher, als ich noch groß war …
»Du wärmst so fürchterlich«, beklagte sich Ánil zwischendurch. »Kannst du nicht ein bisschen mehr Abstand halten?«
»Entschuldige«, murmelte ich. »Ich bin ein Stadtmensch. Ich bin es nicht gewöhnt, über so gefährliche Wege zu reiten.«
»Was ist mit deinem Ständer? Ich merke ihn gar nicht mehr«, spottete der Schöne.
»Der ist es auch nicht gewöhnt. Er versteckt sich lieber.«
Ánil lachte.
»Wir sind gleich in der Stadt«, sagte er dann. »Aber du musst zuerst in die Kleiderkammer, denn in dem Zustand werde ich dich dem Prinzen nicht präsentieren.«
In diesem Augenblick umschritt der Hengst eine Felsnase. Vor uns tat sich unvermutet ein liebliches Tal auf, eingeschlossen von dichten, dunkel-romantischen Pinienwäldern. Mitten in diesem Tal lag eine hübsch gebaute, von einer Wehrmauer umschlossene Stadt, in deren Zentrum sich ein prunkvolles Schloss mit goldenen Zwiebeldächern, Zinnen und Türmchen erhob.
Entzückt betrachtete ich dieses – im wahrsten Sinne des Wortes – Kleinod der Baukunst, während wir hinab ins Tal ritten. Durch ein reich mit Gold geschmücktes Stadttor und über prächtige Straßen erreichten wir das Schloss. ...
Jetzt weiterlesen:
Kindle-eBook oder Taschenbuch auf Amazon.de