Zügelloser Zimmerservice
Schwule Männer im Hotel
2. Auflage in der Reihe
"Loverboys Classic"
und E-Book überall im Buchhandel
Von der Hilfskraft in einer kleinen Pension arbeitet sich der achtzehnjährige Felix zum Liftboy in einem Luxushotel hoch. Dort geht es im Schlafsaal der jungen Hotelangestellten nicht zimperlich zu. Felix versucht, sich auf seine Art durchzusetzen. Noch aufregender sind die Begegnungen mit den gut aussehenden Gästen aus aller Welt. Felix „bedient“ jeden – auch wenn es sich um ausgefallene Wünsche handelt! Doch seine große Liebe scheint unerreichbar zu sein ...
Leseprobe aus
Tilman Janus: Zügelloser Zimmerservice
Copyright Bruno Gmünder Verlag, Berlin 2014/2016
... Genau in diesem Augenblick schrillte das altmodische Telefon, das auf dem Tresen stand. »Rezeption, Rusch!«, meldete sich meine neue Arbeitgeberin. »Ja, selbstverständlich, gern. Ich schicke Ihnen meinen Hausdiener hinauf!« Sie legte auf und blickte mich streng an. »Dritter Stock, Zimmer 33. Die Gäste wollen abreisen. Bitte die Koffer abholen und hinuntertragen!«
Ich flitzte los.
Das Treppenhaus ächzte in allen Fugen, während ich die Stufen hinaufeilte. Der Kokosläufer erschien mir dünn wie ein Schleier. Im dritten Stock stand eine Zimmertür halb offen. Klar, dass ich dachte, es wäre das Zimmer 33. Ich lief ohne Anklopfen hinein.
Das Erste, was ich sah, war ein nackter Hintern. Wie vom Donner gerührt blieb ich stehen. Dieser Hintern war sehenswert! Knackig, perfekt geformt, mit einer haarfreien Haut wie Seide und nahtlos gebräunt wurde er mir in dem kleinen Zimmer entgegengestreckt. Die zugehörigen Oberschenkel, genauso atemberaubend, waren leicht gegrätscht. Dazwischen sah ich einen prallen Sack und die Spitze eines ziemlich großen, herabhängenden Schwanzes aufblitzen. Die Beine des jungen Mannes steckten in langen, oben abgeschnittenen Jeans. Nur an den Seiten war je ein breiter Stoffstreifen stehengelassen worden, der das Hosenbein mit dem Jeansbund verband. Die besten Teile des jungen, harmonischen Körpers waren nackt, wurden praktisch wie in einem Schaufensterrahmen präsentiert. Ich schluckte vor Aufregung. Mein leicht erregbarer Schwengel begann, in meiner Hose zu wachsen.
Der Fremde stand vorgebeugt da und wühlte in einem Koffer. Er schien mich gar nicht zu bemerken. War das nun der Gast, der abreisen wollte? In diesem Aufzug? Ich musste irgendetwas tun. Also räusperte ich mich.
Der junge Kerl fuhr mit dem unbekleideten Oberkörper halb herum und sah mich an.
Sein Gesicht wirkte genauso perfekt wie sein Hintern, makellos, harmonisch, maskulin, aber nicht zu sehr. Hübsche Brauen beschatteten die forschend blickenden Augen, sodass ich die Farbe der Iris nicht erkennen konnte. Die Nase gefiel mir sehr, klassisch gerade, und die Lippen … voll, weich, einfach traumhaft! Umrahmt wurde dieses schöne Gesicht von einer wallenden Lockenmähne. Sein Haar war blond, aber nicht einfach blond, sondern mit einem Goldton veredelt, der sogar im spärlichen Licht des schäbigen Zimmers aufleuchtete wie frisch poliertes Messing. Einzelne Strähnen erschienen dunkler, fast kastanienfarben. Dieses außergewöhnliche Haar fiel dem Jungen weit über die Schultern hinab.
»Tschuldigung!« Ich konnte nur dieses eine Wort flüstern.
»Hallo!«, sagte der Schöne und lächelte leicht. »Wo kommst du denn so plötzlich her?« Er hatte eine wunderbare, nicht zu hohe Tenorstimme, die wie Musik klang.
»Ich … sollte … ich wollte … die Koffer … nach unten tragen«, stammelte ich.
Leider nahm der junge Fremde ein Frottierhandtuch, das verknautscht auf dem Bett lag, und schlang es sich um die Hüften. Er wandte sich nun ganz um. »Ich reise aber nicht ab. Da musst du dich mit der Zimmernummer vertan haben!« Er lächelte wieder. Ich hörte einen leichten Nordseeküstentonfall in seiner Sprachmelodie, den ich schon immer gemocht hatte.
»33 …«, brachte ich heraus.
»Das hier ist Zimmer 31.«
»Ich … ich dachte, weil die Tür offen …«
»Ach so!«, unterbrach er mich. »Es ist hier dermaßen stickig in diesem miesen Zimmer, dass ich immer Fenster und Tür aufmache, damit etwas Luft hereinkommt.«
»Dann … Entschuldigung bitte …« Ich ging rückwärts wie ein chinesischer Kuli, der vor seinem Herrn Angst hat.
»Warte!«, sagte der Fremde. »Wer bist du überhaupt?«
»Der neue Hausdiener, Felix.« Jede Sekunde, die ich in diesem Zimmer, neben diesem wunderschönen Mann verbringen durfte, erschien mir wie ein Geschenk.
»Ich bin Robin!«, sagte er. »Ich trete nachts in der Bar „Bremer Klöten“ auf, zwei Straßen von hier. Wenn du Lust hast, komm doch heute vorbei!« Er reichte mir eine Visitenkarte, die er von irgendwoher genommen hatte. »Ach! Hier ist ja dieses Teil endlich!« Er zog ein Stück Jeansstoff aus dem Chaos seines Koffers und hielt es hoch. Anscheinend handelte es sich um den herausgeschnittenen Stoff. Ich erkannte, dass ein dünnes Klettband am Rand angenäht war. Wahrscheinlich konnte man dieses Stoffstück in die Hose einsetzen und nach Belieben wieder herausnehmen. Ich stand noch total verwirrt mitten im Zimmer, die Visitenkarte in der Hand, da hörte ich vom Flur her einen Mann sagen: »Wo bleibt denn dieser faule Hausdiener? Sollen wir die Koffer etwa selber runterschleppen?«
Ich erwachte aus meiner Erstarrung und stürzte hinaus. Ein älteres Ehepaar kam mir bereits entgegen. »Die Koffer stehen im Zimmer!«, sagte der Mann barsch. »Aber pass auf, dass du nichts abschrammst!«
Mit halbsteifem Schwanz und klopfendem Herzen schleppte ich die beiden bleischweren Koffer zur Treppe und astete sie die Stufen hinunter, erst den einen, dann den anderen. Auf der schmalen Stiege konnte man unmöglich beide Gepäckstücke zugleich tragen. Trinkgeld bekam ich von dem unfreundlichen Ehemann keines, aber das war mir nicht wichtig. Mein Herz jubilierte – ich hatte den schönsten Mann der Welt getroffen!
Nun endlich las ich die Visitenkarte. »Robin Lionel, Country-Sänger, Erotik-Tänzer«, stand da, und eine Handynummer. Ich flüsterte den Namen vor mich hin wie eine Zauberformel. Ob er Amerikaner war? Aber der friesische Sprachklang passte dazu nicht. Egal! Ich wollte noch in dieser Nacht in die Bar »Bremer Klöten« gehen und Robin Lionel sehen! ...